Die Corona-Krise hat teilweise erhebliche Auswirkungen auf die Bauträger und verzögert den Wohnungsbau oft erheblich. Eine digitale Transformation der Branche tut daher Not. Die Krise zeigt deutlich, was bereits vorher schon problematisch war.
Der Wohnungsbau sieht sich aufgrund der Corona-Krise mit erheblichen Problemen konfrontiert. Dennoch ist die Branche aktuell kaum auf Kurzarbeit oder staatliche Hilfen angewiesen. Es kommt allerdings zu teilweise erheblichen Verzögerungen beim Wohnungsbau. Wenn der Immobilienmarkt in Zukunft besser auf solche und andere Krisen vorbereitet sein will, muss die Digitalisierung der Branche endlich aktiv vorangetrieben werden.
Ohnehin hat sich der Immobilienmarkt durch Corona verändert. Mietpreise stagnieren, Anfragen und Besichtigungen gehen zurück und es bleibt abzuwarten, wie sich der Immobilienmarkt in Gänze verändern wird.
Daten des BFW Bundesverbandes Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen zeigen, dass die Pandemie negative Einwirkungen auf die Baubranche hat.
So wirkt sich die Corona-Krise auf die Bauträger aus
Je länger die Corona-Krise anhält, desto stärker sind nicht nur Bestandshalter, sondern auch Bauträger von ihren Auswirkungen betroffen. Das zeigt sich beispielsweise an den Erwartungen, die die Branche für die Zukunft hat. 79 % aller in einer Umfrage befragten Bauträger und Projektentwickler gehen davon aus, dass der Immobilienmarkt in Zeiten von Corona mit erheblichen Problemen zu kämpfen haben wird.
Wie stark die Beeinträchtigungen sein werden, schätzen die Befragten unterschiedlich ein. Dreiviertel von ihnen geben an, dass sie damit rechnen, dass sich die Krise negativ auf ihre Umsätze auswirken wird. Das hätte selbstverständlich Einfluss auf viele weitere Aspekte ihrer Arbeit, wie Investitionspotenziale und die Mitarbeiterführung. Ein Viertel der Befragten geht sogar davon aus, dass die Umsätze um mehr als 20% zurückgehen werden.
Kurzarbeit und staatliche Hilfen kommen in der Immobilienbranche aktuell kaum zum Einsatz
Viele Unternehmen sehen sich aufgrund der Corona-Krise mit starken finanziellen Beeinträchtigungen konfrontiert. Sie nutzen deswegen das Mittel der Kurzarbeit, um die aktuelle Situation zu überbrücken und zahlungsfähig zu bleiben. In der Immobilienbranche wird die Kurzarbeit hingegen noch nicht sonderlich häufig eingesetzt. Gerade einmal 17% der befragten Unternehmen geben an, auf diese Option zurückzugreifen.
Ebenso sind die Betriebe nicht sonderlich von staatlichen Hilfen abhängig. Nur 13% von ihnen haben diese bisher in Anspruch genommen, um finanziell abgesichert zu sein. Zwar stagnieren die Mietpreise durch Corona, doch der Branche geht es prinzipiell noch gut. Je länger die Krise dauert, desto schneller kann sich das jedoch ändern.
Von diesen Problemen sind Bauträger aktuell stark betroffen
Die Immobilienbranche sieht sich momentan mit vielfältigen Problemen konfrontiert, die ihr die Arbeit massiv erschweren. Das betrifft beispielsweise die Vermarktung. 38% der befragten Betriebe geben an, dass sie durch die geltenden Beschränkungen bei der Vermarktung ihrer Immobilien und Angebote stark beeinträchtigt sind. Ebenso sind die Planung und Genehmigung von Immobilienprojekten aktuell schwieriger als noch vor der Krise. 37% beklagen, dass es in diesen Bereichen aktuell Probleme gibt. Zudem dauert die Bewilligung von Immobilienprojekten ohnehin schon immer sehr lange. Durch die Corona-Krise hat sich diese Situation noch verschärft, weswegen Bauträger häufig lange auf eine Baugenehmigung warten müssen. Rund 80% der Befragten geben dies als ernstes Problem an.
Der Bau neuer Wohnungen verzögert sich teilweise erheblich
Bauherren können mit der eigentlichen Arbeit am Bau erst dann beginnen, wenn sie eine Baugenehmigung für ihr Immobilienprojekt bekommen haben. Das nimmt ohnehin immer sehr viel Zeit in Anspruch, während der Corona-Krise sind die Verzögerungen jedoch teilweise sehr lang.
61% der Untersuchungsteilnehmer geben deswegen an, dass sie davon ausgehen, dass in 2020 deutlich weniger Wohnungen bewilligt werden als noch 2019. Hierdurch kommt es dazu, dass geplante Bauprojekte um mehrere Monate nach hinten verschoben werden müssen, was den Wohnungsbau erschwert. Doch nicht nur der Baubeginn verzögert sich, sondern auch die Fertigstellung dürfte sich hinziehen. Hiervon gehen 63% der Befragten aus.
In Hamburg und Schleswig-Holstein sieht die Situation ähnlich aus. Auch hier geben Bauträger an, dass sie sehr viel mehr Zeit als sonst in die Planung und Genehmigung ihrer Immobilienprojekte investieren müssen. Das betrifft die Baugenehmigungen ebenso wie behördliche Abnahmen und B-Plan-Verfahren. Die Verzögerungen beim Baubeginn belaufen sich teilweise auf 4 Monate, was für die Betroffenen herbe Rückschläge bedeutet.
Achtung: Auch die Banken brauchen während der Corona-Krise deutlich länger als sonst, um Entscheidungen in Bezug auf Finanzierungen und Kredite zu treffen. Auf der anderen Seite haben die Verzögerungen sogar dazu geführt, dass bereits bewilligte Kredite zurückgezogen werden mussten.
Die Digitalisierung des Immobilienmarktes muss endlich vorangetrieben werden
Wie in vielen anderen Branchen auch, treibt die Corona-Krise die digitale Transformation des Immobilienmarktes mit enormer Geschwindigkeit voran. Bis jetzt sind viele Aspekte des Wohnungsmarktes zu analog, was erhebliche Verzögerungen bei der Planung, Umsetzung und Fertigstellung von Projekten mit sich bringt. Viele Bauherren fordern deswegen Anpassungen an den rechtlichen und administrativen Vorgaben des Staates, um effizienter und rechtssicher arbeiten zu können. Hierdurch soll der Vorsprung, den anderen Länder in Bezug auf die Digitalisierung haben, nach und nach eingeholt werden.
Es gibt vielfältige Bereiche, in denen eine Digitalisierung durchaus sinnvoll und möglich ist. Das betrifft nicht nur die Baugenehmigungen, sondern auch die Begutachtung von Grundbuchunterlagen sowie die Präsenzpflicht bei einer notariellen Beurkundung. All dies ließe sich grundsätzlich digital erledigen. Ebenso wäre es möglich Eigentümerversammlungen digitaler zu gestalten. Hierfür müssen allerdings neue Regeln geschaffen werden. zahlreiche Verbände und Unternehmen haben sich einer Initiative angeschlossen, die genau diese Ziele durchsetzen will.
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