Fusion von Vonovia und Deutsche Wohnen

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Die Vonovia nimmt einen erneuten Anlauf, um mit der Deutsche Wohnen zu fusionieren. Für das Land Berlin könnten hierbei 20.000 Wohnungen herausspringen. Allerdings bezweifeln Experten, dass die Fusion zustande kommen wird. Zu groß wäre die Marktmacht eines so entstehenden Großkonzerns. Außerdem erheben sich kritische Stimmen des Mieterbundes und der Initiative „Deutsche Wohnen & Co. enteignen“. Sie sehen keine Vorteile für die Mieter in der geplanten Vereinigung.

Die Vonovia und die Deutsche Wohnen haben sich auf eine Fusion geeinigt. Sollte das Kartellamt der Verbindung zustimmen, würde Europas größter Wohnungskonzern mit über einer halben Million Wohnungen entstehen.

Im Rahmen dieser Pläne bieten die beiden Konzerne dem Land Berlin 20.000 Wohnungen zum Kauf an. Aus Sicht des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller könnte Berlin so Einfluss auf den Wohnungsmarkt nehmen. Allerdings gibt es viele kritische Stimmen, die große Bedenken gegenüber der Fusion haben.

Vonovia und Deutsche Wohnen planen einen gemeinsamen Wohnungskonzern

Schon zweimal hat die Vonovia, die Nummer eins am deutschen Immobilienmarkt, ihr Interesse bekundet, die Nummer zwei, die Deutsche Wohnen, zu übernehmen. Im Jahr 2016 scheiterte dieses Ansinnen an der Führungsspitze der Deutsche Wohnen und beim zweiten Mal zog sich Vonovia selbst zurück. Nun haben beide Wohnungskonzerne mitgeteilt, dass eine Übernahme für 18 Milliarden Euro gebilligt worden sei. Jetzt müsse nur noch das Kartellamt zustimmen, damit die Fusion erfolgen könne.

Durch den Zusammenschluss würde Europas größter Wohnungskonzern entstehen. Die Vonovia und die Deutsche Wohnen haben gemeinsam rund 500.000 Wohnungen. Das Ziel der Verschmelzung ist es, Kosten einzusparen. Beide Firmen gehen davon aus, dass die jährlichen Kosten um etwa 105 Millionen Euro reduziert werden könnten. Außerdem wird immer wieder betont, dass auch die Mieter von einer Vereinheitlichung der Strukturen und der geballten Expertise profitieren würden.

20.000 Wohnungen für das Land Berlin

Die Ankündigung von Vonovia und Deutsche Wohnen hat bei der Politik und Mietern ein großes Echo hervorgerufen. Sie sind angesichts der geplanten Fusion stark in Sorge, da sie Wohnungsgesellschaften gerade in Ballungszentren mit Mieterhöhungen und einem mieterunfreundlichen Verhalten verbinden. Um die Aufregung aus der Diskussion zu nehmen, haben die Immobilienkonzerne deswegen beschlossen, dem Land Berlin 20.000 Wohnungen zum Kauf anzubieten. Allerdings muss noch genau gesagt werden, welche Bestände in diesen 20.000 Wohnungen enthalten sein werden.

Michael Müller, der Regierende Bürgermeister von Berlin, sieht hierin ein attraktives Angebot. Er hofft, dass Wohnungen in sozialen Brennpunkten und Großsiedlungen angeboten werden. 20.000 Wohnungen entsprächen einer eigenen Wohnungsgesellschaft und das Land Berlin hätte hierdurch insgesamt 350.000 neue Wohnungen in 2021 zur Verfügung. Müller erhofft sich hiervon, Einfluss auf den Wohnungsmarkt nehmen und die rasante Steigerung von Mieten verlangsamen zu können. Außerdem lobt er die Zusage von Vonovia und Deutsche Wohnen, 3 Jahre lang die Mieten maximal um ein Prozent pro Jahr zu erhöhen und bis 2026 eine Anpassung bis höchstens zum Inflationsausgleich vorzunehmen.

Hinweis: Diese Zusage wird unter anderem von der Sprecherin von „Deutsche Wohnen und Co. enteignen“ scharf kritisiert. Der Zeitraum einer solchen Mietbegrenzung sei viel zu kurz gewählt.

Experten bezweifeln ein Zustandekommen der Fusion

Für Experten ist es längst noch keine ausgemachte Sache, dass es tatsächlich zu der geplanten Fusion kommen wird. Marcel Fratzscher, ein Ökonom, geht beispielsweise davon aus, dass eine Verschmelzung von Vonovia und Deutsche Wohnen zu einer deutlichen Verkleinerung des Wettbewerbs führen würde. Die Konsequenz wäre, dass der neu entstehende Wohnungskonzern eine extrem große Marktmacht hätte.

Es sei aus seiner Sicht unwahrscheinlich, dass eine solche Marktmacht zum Wohle der Mieter genutzt würde. Stattdessen würden die Miet- und Kaufpreise am Wohnungsmarkt vermutlich ansteigen. Er gehe deshalb davon aus, dass das Kartellamt zu große Bedenken haben wird, als dass es der Fusion zustimmen könnte. Ganz anders sieht das die Deutsche Wohnen selbst, die ihren Aktionären empfiehlt, das Angebot von Vonovia anzunehmen. Dieses beläuft sich auf 52 Euro pro Aktie und eine Dividende von rund einem Euro.

Kritische Stimmen gegenüber den Fusionsplänen

Es haben sich zahlreiche Stimmen zu Wort gemeldet, die eine Fusion von Vonovia und Deutsche Wohnen kritisch sehen. Hierzu gehört die Initiative „Deutsche Wohnen und Co. enteignen“. Deren Sprecherin Jenny Stupka hat bereits gesagt, dass sich aus ihrer Sicht durch die neuen Pläne nichts verändere. Nach wie vor sollen Wohnungsunternehmen, die mehr als 3.000 Wohnungen besitzen enteignet und vergesellschaftet werden. Um dieses Ziel zu erreichen, muss die Initiative bis zum 25. Juni 2021 mindestens 175.000 Unterschriften von Unterstützern gesammelt haben. Im April 2021 waren davon bereits 130.000 Unterschriften zusammen.

Der Mieterbund steht den Fusionsplänen ebenfalls kritisch gegenüber. Er geht davon aus, dass Mieter durch den Zusammenschluss noch stärker belastet werden könnten als bisher. Außerdem seien viele der Zusagen Selbstverständlichkeiten, die kein sonderlich großes Opfer seitens der Immobilienkonzerne darstellten. Lukas Siebenkotten, der Präsident des Mieterbundes, geht sogar davon aus, dass die Mieter nach der Fusion deutlich höhere Kosten zu tragen haben werden, hierfür aber keine angemessenen Vorteile genießen würden.

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