Das Institut für Wirtschaft in Köln hat eine umfassende Studie verfasst. Demnach gibt es in 19 der untersuchten 96 Regionen demografische, strukturelle und wirtschaftliche Probleme, trotz massiver Investitionen. Doch diese Erkenntnis ist lange bekannt. Ein Blick auf diese strukturschwachen Regionen lohnt sich im Hinblick auf Investitionen oder Verkäufe von Immobilien.
Das Grundgesetz schafft Klarheit: Im Artikel 72 des Grundgesetzes verpflichtet sich die Bundesdeutsche Regierung dazu in allen Regionen gleichwertige Lebensverhältnisse zu schaffen. Und in den letzten Jahren ist viel Geld in strukturschwache Regionen geflossen.
Dennoch gibt es viele signifikante Unterschiede in den vom Institut für Wirtschaft untersuchten 96 Regionen. Die 19 schwachen Gebiete liegen dabei nicht nur in den neuen Bundesländern. Auch das Saarland und Teile des Ruhrgebietes leiden unter Wegzügen, Arbeitslosigkeit und veralteter Infrastruktur.
Aus den vorliegenden Daten der Regionalstudie des IW können Immobilieninvestoren hilfreiche Hinweise finden, ob sich Investitionen lohnen, oder Verkäufe perspektivisch die bessere Alternative wären.
Studie des IW zur Strukturschwäche ist umfassend
Es gibt bereits viele Datensammlungen zum Thema Strukturschwäche in Deutschland. Das IW hat jedoch umfangreiche Indikatoren einfließen lassen, die diese Analyse in ihrer Form als stark belastbar auszeichnet.
Neben Arbeitslosenquote, Kaufkraft, Überschuldung und Wirtschaftsleitung der Einwohner in den jeweiligen Regionen wurden auch umfassende Daten zur Demografie und Infrastruktur erhoben. So flossen zum Beispiel die Bevölkerungsentwicklung und das Durchschnittsalter ebenso ein, wie die Lebenserwartungen.
Infrastrukturell flossen die Ärztedichte, die Breitbandinternetversorgung und die jeweiligen kommunalen Schulden als Datensätze in die Studie ein.
Besonders interessant für die Immobilienwirtschaft wiegt die Entwicklung der regionalen Immobilienpreise, die zusammen mit den vorgenannten Indikatoren hilfreiche Hinweise für die Preisentwicklung der Regionen in sich bergen. Besonders deshalb, weil die Daten seit 2011 betrachtet wurden.
19 strukturschwache Regionen mit wenig Perspektive
Die Grundaussage der Studie ist klar. In 19 der 96 betrachteten Regionen sprechen die demografischen, wirtschaftlichen und strukturellen Probleme eine deutliche Sprache. Dort ist die Lage besorgniserregend, zumal der Bund und die Länder bereits seit Jahren viel Geld investieren.
Im Osten sind es vor allem die Region Anhalt-Bitterfeld und Altmark, die die traurige Spitzenposition in Deutschland halten. Dabei haben die neuen Bundesländer generell ein Demografieproblem. Ob die Region Lausitz- Spreewald, die Oberlausitz oder große Teile Thüringens leiden vornehmlich unter einer Veralterung der Bevölkerung.
Aber auch ganz im Westen, im Ruhrgebiet, weisen die Indikatoren für Duisburg/Essen und Emscher-Lippe besorgniserregende Perspektiven aus, neben den Regionen Bochum und Dortmund. Doch auch im Saarland gibt es strukturschwache Regionen.
Die Kritik am Gießkannenprinzip für strukturschwache Regionen
Die Verfasser der Studie wiesen darauf hin, dass allein die Höher der Investitionen nicht entscheidend ist. Vor allem eine zielgenaue Regionalpolitik zugunsten der problematischen Indikatoren könnte helfen. Letztlich gibt es keine Region, die in allen betrachteten Bereichen die Laterne der Strukturschwäche hält.
Es ginge, so das IW, darum, „passgenau“ zu betrachten und an den jeweiligen Herausforderungen zu arbeiten. Sonst sehe man eine zunehmende gesellschaftliche Anspannung und eine Gefahr einer Abwärtsspirale, die irgendwann nicht mehr aufzuhalten sei.
Wohnungsmärkte und Wohnungsleerstand in den strukturschwachen Regionen
Neben den anderen Indikatoren können die Daten dieser Studie über den Wohnungsmarkt an sich hilfreich sein. Daraus und in Verbindung mit anderen Faktoren lassen sich Hinweise eruieren, wie sich der Immobilienmarkt entwickelt.
Das gilt aber nicht nur für die strukturschwachen, sondern für alle Daten der 96 Regionen. Durch die großen Unterschiede der demografischen Entwicklung entwickeln sich auch die Wohnungsmärkte different. In einigen Regionen gibt es viele Abwanderungen, in anderen starke Zuwanderungen und entsprechend wenig Leerstände und stark wachsende Immobilienpreise.
Gerade der Leerstand sei, so die Studie, ein wohnungspolitisches Problem. In den ohnehin strukturschwachen Regionen sind Leerstände von über 10 Prozent keine Seltenheit, entsprechend gering die Mieten und Immobilienpreise. Die Daten des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung, kurz BSSR, flossen in die Studie ein und zeichnen so ein komplexeres Bild der regionalen Wohnungsmärkte.
In der Zusammenfassung sind aber nicht nur Leerstände an sich das Problem, oder die Herausforderung. Zu viele Neubauten auf der grünen Wiese, anstelle Sanierung von Bestandsbauten, verschlimmern das Problem.
Im Resümee lohnt es sich die Studie genauer zu betrachten, auch und gerade als Immobilieneigentümer. Alle Daten zusammengenommen ergeben ein komplexes Bild über die vergangene, aktuelle aber auch zukünftige Entwicklung der Standorte.
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