Die Baubranche freut sich, die Auftragslage im Hoch- und Tiefbau, generell im Handwerk wächst stetig. Die Branche hat volle Auftragsbücher und dank des politisch motivierten Baubooms wird das so bleiben. Die Preise für Neubauten steigen auch 2019 an. Doch das hat nicht für jeden Marktteilnehmer Vorteile.
Deutschland erlebt einen Bauboom. Es mangelt an Wohnraum und die Politik will Neubauten. Und auch seit Jahren fehlende Anlagealternativen beflügeln das Investment in Immobilien. Und der Niedrigzins verstärkt die Bautätigkeiten, gerade in den Metropolen. Das statistische Bundesamt hat die aktuellen Umsätze der Baubranche unter die Lupe genommen.
Umsätze der Baubranche legen um 20 Prozent zu
Die Daten des statistischen Bundesamtes verzeichneten in 2018 sage und schreibe 20 Prozent Umsatzsteigerung im Verhältnis zu 2017. Der Grund sind die vielen Neubauprojekte. Die Nachfrage an Handwerkerleistungen steigt und ergo steigen auch die Preise. Beim Neubau im Wohnungsbausegment lagen die Preise im November 2018 um 4,8 Prozent höher als im Jahr zuvor.
Diese Preissteigerungen spüren private, wie auch gewerbliche und institutionelle Bauherrn. Die Daten weisen vor allem steigende Preise beim Rohbau aus, mithin 5,7 Prozent. Maurer- und Betonarbeiten stiegen um 5,7 beziehungsweise 6,1 Prozent, Holzarbeiten um 4,6 Prozent und Erdarbeiten sogar um 7,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.
Im Segment der Instandhaltung stiegen die Preise um 4,2 Prozent bei Wohngebäuden. Und im Bereich Neubau von Bürogebäuden sind 4,7 Prozent mehr vom Bauherrn zu zahlen, als im Vorjahr.
Die Baupreise steigen und wer profitiert davon?
Zu allererst natürlich die Handwerksbetriebe an sich. Sie können mehr und mehr die Preise diktieren und so schrauben sich die Angebote, auch im Vergleich, in die Höhe. Dabei zeigen die ausgewerteten Umsatzzahlen, wie stark die Konjunktur der Baubranche anzieht, vor allem beim Bauhauptgewerbe.
Der Tiefbau legte mit einem Umsatzplus von 21,2 Prozent zu und im Hochbau waren es immerhin 12,4 Prozent, im Verhältnis Oktober 2017 zu Oktober 2018.
Doch auch im Straßenbau verzeichnete sich ein Umsatzplus von 23,6 Prozent und beim Leitungstiefbau von 23,4 Prozent.
Betrachtet man die Lohnkosten im Baubereich, so kann man klar feststellen, dass die Unternehmen, oder selbständige Handwerker in erster Linie davon profitieren, nicht der einfache Bauarbeiter.
Die Baupreise steigen – nicht gut für jeden
Die Verlierer sind in erster Linie der Bauherr, der, je nach Gewerk, bis zu 10 Prozent mehr bezahlen muss, als noch 2017. Des Weiteren führt die teils riesige Auftragswelle zu terminlichen Problemen. Ob Immobilienbesitzer oder Bauherr eines Neubaus. Von zeitnaher Ausführung, gerade bei Instandhaltungen, kann derzeit keine Rede mehr sein.
Auch die landeseigenen Bauträger und Wohnungsbaugenossenschaften ächzen unter dem Preisanstieg und verzögerten Arbeiten auf den Baustellen. Und der Druck wächst. Die Politik will Neubauten, auch im sozialen Wohnbereich. Doch der Fachkräftemangel und die stetig wachsende Preise eröffnen einen Strudel, der immer stärker zu werden scheint.
Ach ja. Da war ja noch der Mieter an sich. Ob im gewerblichen oder privaten Bereich. Mieter müssen diesen Baupreisanstieg mittragen und mitfinanzieren, durch steigende Mieten, versteht sich. Vielleicht nicht im Moment, bei bestehenden Mietverträgen. Aber die Nachfrage nach Wohnraum bleibt, die Nachfrage nach Bauleistungen ebenso. Und die Preise werden ebenfalls noch weiter steigen, Euro für Euro. Und einer wird die Zeche zahlen müssen.
Fakt ist aber auch, so diverse Bauexperten, dass die Bauqualität langsam sinkt. Dem Termindruck fällt stets die Qualität zum Opfer. Und auch teils unausgebildete und doch notwendige Bauhelfer auf den Baustellen reduzieren die sonst so professionellen Arbeiten. Aber vielleicht ist das der Startschuss für eine Zeit, die fast vergessen schien. Handwerk hat (wieder) goldenen Boden.
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