Die Europäische Union und die Bundesregierung wollen Gebäude klimaneutral machen. Das wird den Immobilienbesitzern teuer zu stehen kommen, deren Häuser eine aktuell schlechte Klimabilanz vorweisen. Die energetische Sanierung wird für Eigentümer teuer. Nicht aktuell, aber bis 2030 müssen die energetisch schlechtesten Immobilien als erstes ran.
Die Umwelt irgendwie zu schützen, dürfte bei jedem Bundesbürger auf fruchtbaren Boden fallen. Doch Umwelt zu schützen, heißt auch gegen den Klimawandel anzugehen. Neben Industrie, Energieversorgung und Mobilität stehen Gebäude und deren energetische Sanierung auf dem politischen Zettel der Umsetzung.
Für die Eigentümer, deren Immobilien eine schlechte Energiebilanz aufweisen, dürfte es bis 2030 sehr teuer werden. Die Europäische Union und die Bundesregierung planen eine umfangreiche Richtlinie zur Energieeffizienz von Gebäuden.
Energetische Sanierung soll klimafreundliches Wohnen vorantreiben
Bis dato standen Bestandsgebäude halbwegs außerhalb der Betrachtung zur Klimaneutralität. Doch der Wohnsektor produziert viel CO2. Zu viel, so die EU und die Bundesregierung. Die circa 18,7 Millionen Wohngebäude und 2,7 Millionen Nicht-Wohngebäude in Deutschland sind für 36 Prozent des deutschlandweiten Energieverbrauchs verantwortlich.
Bereits im Jahre 2021 veröffentlichte das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie eine Studie, die Aussagen zum Einsparpotential im Gebäudesektor darstellt. Dabei wurde deutlich, wie sehr eine Reduzierung von Energie bei Bestandsgebäuden seine Wirkung entfalten würde.
Die Bundesregierung hat ein klares Ziel: Bis 2045 soll der gesamte Gebäudesektor klimaneutral sein. Und die EU hat Ende letzten Jahres eine Überarbeitung der Richtlinie zur Energieeffizienz vorgestellt. Demnach sollen die Gebäude mit der schlechtesten Energieeffizienz als erste saniert werden. Mit dieser „Worst-First-Devise“ werden Eigentümer bis 2030 schneller zur Kasse gebeten als gedacht.
Vorbereitungen für energetische Sanierung in Deutschland erforderlich
Es gibt Unterschiede zwischen den Energieeffizienzklassen von Gebäuden. Nach EU-Richtlinie werden sie in sieben Klassen eingeteilt, von A bis G. In Deutschland kennen wir die Einteilung von A+ bis H. Dabei verbraucht ein Gebäude mit der Energieeffizienzklasse H achtmal mehr Energie als ein Gebäude der Klasse A.
Die EU-Kommission, die die überarbeitete Richtlinie zur Energieeffizienz vorstellte, geht aber davon aus, dass nur 15 Prozent aller Gebäude auf die Klasse G entfallen, die nach Sanierung in der Klasse F sein sollen. In Deutschland befinden sich aber aktuell ein Drittel aller Immobilien in den schlechtesten Klassen G und H. Demzufolge müsste eine Angleichung der Systeme erfolgen.
Der politische Wunsch nach klimaneutralem Wohnen wird sehr zeitnah die Immobilieneigentümer treffen, deren Gebäude eine schlechte Energiebilanz besitzen. Und das sind viele, sehr viele.
Eigentümer müssen sich zeitnah in die konkrete Planung einarbeiten. Wie geht man konkret dabei vor, welche Förderungen kann man abrufen und wie gestaltet sich der Zeitplan? Vor allem die finanzielle Absicherung wird essenziell. Wie und in welcher Form die Mieter von dann energetisch sanierten Immobilien die Kosten mittragen sollen und können, wird viel Durchsetzungsvermögen der Vermieter voraussetzen. Teuer wird es für alle, Mieter wie Vermieter.
Wie teuer wird die energetische Sanierung für die Eigentümer?
Die Sanierungsoffensive von EU und Regierung, hin zum klimaneutralen Wohnen, wird teuer. Gerade bei Objekten der Gebäudeklasse G und H dürften die Instandhaltungsrückstände hoch sein, vom Fehlen intelligenter Dämmsystemen oder Heizsystemen ganz zu schweigen.
Im Mittel kann man pro Quadratmeter mit 1200 bis 1400 Euro rechnen, je nach Lage der Immobilie. Die Materialknappheit und Teuerungen beim Baumaterial mal außer Acht gelassen. Für den Besitzer einer 100 Quadratmeter großen Eigentumswohnung innerhalb einer WEG kommen so schnell 120.00 bis 140.000 Euro zusammen, um die Immobilie zukunftsfähig zu gestalten. WEG´s sollten das Thema „energetische Sanierung“ zeitnah auf dem Zettel haben.
Tipp: Eigentümer von Immobilien der Klassen G und H sollten sich um eine zeitnahe Finanzierung der energetischen Sanierung bemühen. Ist zu wenig Eigenkapital vorhanden, raten Experten zu einem Ausstieg, da die Preise für unsanierte Immobilien zeitnah fallen werden.
Es ist ein zweischneidiges Schwert. Entweder man saniert, weil man es muss, und trägt die hohen Kosten der energetischen Sanierung. Oder man entscheidet sich dafür, die Immobilie zeitnah abzustoßen, um nicht dem Wertverfall des Gebäudes zu erliegen.
Zeitnahes Handeln bei energetischer Sanierung erforderlich
Jede Immobilie ist anders und gerade Privateigentümer, ohne nennenswerte Sanierungskompetenz, sollten sich zuerst an ihre Hausverwaltung wenden. Denn Sanierungen brauchen Planungssicherheit und ein gründliches Maß an Koordination. Was genau und wie saniert werden muss, können Energieberater ermitteln.
Aber auch die Verbraucherzentralen geben Tipps und erstellen, neben der KfW, einen Fahrplan und Modellrechnungen zur Sanierung. Vermieter sollten sich darauf einstellen, die laufenden Mieteinnahmen zu sparen, um ausreichend Eigenkapital zu besitzen. Ein Gespräch mit einem versierten Steuerberater macht an dieser Stelle ebenfalls Sinn.
Kritik an zu schnellen Mindestanforderungen zum klimaneutralen Wohnen
Experten kritisieren aufs heftigste die Schnelllebigkeit ändernder Vorgaben der Politik. Die Verbraucher wissen oft nicht, was ab wann gilt und wie man Planungssicherheit erlangt. Unlängst wurde dies durch die fehlende Klarheit zur KfW-Förderung deutlich.
Fakt ist aber, dass das Ziel eines klimaneutralen Wohnens immer erneute Forderungen an die Immobilienbesitzer stellt. Und die Förderlandschaft in Deutschland muss sich verbraucherfreundlicher anpassen und die Politik muss für Klarheit sorgen. Die Politik agiert oft hektisch und legt die Latte der energetischen Standards teils ohne viel Vorlaufzeit höher. Damit schafft man das Problem, dass ein neuer ordnungsrechtlicher Mindeststandard keine finanzielle Förderung mehr erfährt.
Im Resümee sollten sich alle Immobilienbesitzer sehr schnell Gedanken machen, ob und wie lange ihre Immobilie den Vorgaben zur energetischen Sanierung auch langfristig entspricht. Nichts ist schlimmer als eine halbherzige Sanierung, die am Ende nur für 10 Jahre Ruhe vor den politischen Klimazielen verspricht.