Hat das letzte Drittel der Investitionsphase begonnen? Eine Analyse bestätigt: Investoren kehren Deutschlands Immobilienmarkt den Rücken, wenngleich nur perspektivisch. Frankfurt am Main partizipiert vom Brexit, aber Berlin gehört die Zukunft. Und die Mietpreise? Sie werden weiter steigen.
Es scheint so zu sein, als würden internationale Investoren aus den USA, China & Co den Deutschen Immobilienmarkt als ausgereizt betrachten. Die Stimmung zeigt, nun auch durch eine Analyse bestätigt, dass Großbritannien wieder in der Gunst beim europäischen Immobilienmarkt steht. Doch der Reihe nach …
Investoren kehren Deutschlands Immobilienmarkt den Rücken
Ganz so schlimm, wie in der Überschrift tituliert, ist es (noch) nicht. Aber immerhin wurden in den letzten 12 Monaten drei Milliarden Euro weniger in den Deutschen Immobilienmarkt investiert, so eine aktuelle Analyse von PricewaterhouseCoopers. Es scheint so zu sein, als würden selbst große Investoren die mittlerweile teils zu hohen Immobilienpreise abschrecken.
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Zwar gilt der Standort Deutschland als sehr stabil, wirtschaftlich und politisch. Aber die Preissteigerungen der letzten Jahre und schlicht fehlende Baugrundstücke führten zu teils regional überhitzten Immobilienmärkten. Schaut man sich Berlin, Hamburg, Frankfurt am Main oder München an, so ist dies Fakt. Die Grenze dessen, wo man Geld verdienen könne, sei erreicht, so viele Experten und Analysten.
Die 800 befragten Experten jedenfalls bezeichneten die Immobilien in Deutschlands Metropolen als „grenzwertig hoch“ oder einfach als „überteuert“. Bedenkt man dabei, dass jeder zweite Euro im großen Investmentbereich von ausländischen Kapitalgebern kommt, sollte man solche Aussagen perspektivisch und kritisch betrachten.
Die veröffentlichte Analyse zeigte ein Investitionsvolumen von 65 Milliarden Euro in den Deutschen Immobilienmarkt. Viel in 12 Monaten, ohne Zweifel. Aber immerhin fehlen drei Milliarden Euro und diese scheinen, trotz Brexitquerelen, nach Großbritannien geflossen zu sein. Mit 68 Milliarden Euro hat sich das Königreich an Platz eins in Europa gesetzt.
Aber der mögliche Brexit führt auch dazu, dass die Investitionen in London abnahmen und nun Frankfurt am Main, Hotspot der Banken, mit Investitionen von acht Milliarden den Spitzenreiter Berlin vom obersten Treppchen verdrängt.
Und doch scheinen Deutsche Metropolen auch perspektivisch hoch interessant für Investoren. Zwar landete Lissabon auf dem ersten Platz in der Gunst von Investoren. Aber mit Berlin (2. Platz), Frankfurt (5. Platz), Hamburg (7.Platz) und München (10. Platz) sind doch vier Städte europaweit unter den Top-Ten.
Wohnungsbedarf bietet Boom im Investorenbereich
Bezogen auf mögliche Mietrenditen ist Berlin der Hot-Spot Europas. In der Hauptstadt Deutschlands scheinen alle Gegebenheiten vorhanden zu sein, die das Herz der Investoren höherschlagen lässt. Einzig Istanbul und der Türkei an sich werden stark sinkende Mieten und Renditen in diesem Segment vorausgesagt.
Doch scheinen sich große Investoren für den Mietermarkt zunehmend zu interessieren, gerade in Deutschland. Denn nirgendwo sonst in Europa ist der Bedarf an Wohnraum höher. Wohnimmobilien an sich scheinen zur Zeit das größte Entwicklungspotential zu bieten. Dabei scheinen sich die Investoren auf altersgerechte Wohnungen ebenso zu stürzen, wie auf Objekte für Studenten und den sozialen Wohnungsbau. Und dass, obwohl dieses Investmentcluster sehr anspruchsvoll ist. Kurzum: sieben der 10 vielversprechendsten Sektoren liegen im Bereich von Mietwohnungen.
Und dort, wo der Mangel am größten ist, sehen auch ausländische Investoren die größten Chancen. Demzufolge geht man auch in 2019 von steigenden Mieten aus, gerade in der Metropolregion Berlin. Die Liebe, so könnte man es beschreiben, zu dieser Stadt an Havel und Spree, ist ungebrochen und alle wollen irgendwie dorthin. Wohl die immer stärker werdende Wirtschaftskraft und das Lebensgefühl scheinen potentielle Mieter anzulocken.
Ursachen und Perspektiven von Deutschlands Immobilienmarkt
Wer hätte vor 15 Jahren gedacht, dass gerade Deutschland an sich und die Großstädte als Hochburgen des internationalen Investments für Immobilien entwickeln? Nun scheint der Brexit ebenso wie wirtschaftliche und politische Probleme im Süden Europas, wie auch die Stabilität und gute Infrastruktur in Deutschland international viel Geld anzulocken. Und dort, wo vor Jahren von ganzen Heerscharen in Einkaufszentren und Büros investierten, scheint der Mietwohnungsmarkt die besten Renditen abzuwerfen.
Diese Tendenz scheint aber nur in den überfüllten Städten Gelder als Investition einzubringen, währenddessen ganze Landstriche finanziell verarmen. Metropolen wie Hamburg und Frankfurt am Main, aber auch München und vor allem Berlin warten mit hoher Nachfrage auf und dort gehen die Milliarden auch in den kommenden Jahren hin.
Die Bundesbank aber mahnt und bezeichnet den regionalen Immobilienmarkt als überhitzt. Und wenn man die Ergebnisse der Analyse perspektivisch betrachtet, so scheint sich die positive Entwicklung im zeitlich letzten Drittel zu befinden. Letztlich kann man im Mietsegment weniger gute Renditen einfahren, da die Begleitung solcher Immobilien viel Geld kostet. Aber die Investmentbanker kommen scheinbar langsam darauf, dass es besser ist eine langfristige sichere Sechs als Renditeprozentpunkt einzufahren, als eine kurzfristig unsichere und kaum mehr darstellbare 10.