Ob Mieterbund oder Bauindustrie, selbst Umfrageinstitute sehen der Mietpreisentwicklung 2019 mit gemischten Gefühlen entgegen. Zu wenige Neubauprojekte, zu viele Menschen in den Metropolen und keine Fachkräfte in Sicht, die Baugenehmigungen in die Tat umsetzen können. Die Mieten werden auch 2019 steigen, doch nicht nur in den Metropolen.
Nicht nur die Mieten bei Neuvermietungen, auch die ortsübliche Vergleichsmiete dürfte in 2019 um bis zu fünf Prozent steigen, so der Deutsche Mieterbund. Zwar
wird sich der Preisanstieg in teuren Innenstadtlagen verlangsamen, aber die Prognosen zur Mietpreisentwicklung verheißen nichts Gutes. Und diese Tendenz bestätigen so ziemlich alle Protagonisten des Wohnungsmarktes.
Die Mietpreisentwicklung 2019 kennt nur eine Richtung
Viel wurde im letzten Jahr über eine mögliche Stagnation der Mieten, gerade in den Metropolen wie Berlin, Hamburg, München, Stuttgart oder Frankfurt am Main, fabuliert. Doch scheint sich der Immobilienmarkt auch in diesem, gerade begonnenen Jahr, nicht wirklich zu entspannen. Nach wie vor zieht es tausende Menschen in die Innenstädte. Doch das Wohnen wird in den guten und infrastrukturell besten Lagen zum Luxusgut und immer mehr Menschen können diese Last nicht tragen, verringern teils ihre Ansprüche auf Wohnqualität und Größe.
War es stets maximal ein Drittel des Haushaltseinkommens, die der Deutsche für Mietzinsen und Nebenkosten ausgeben musste, sind es aktuell gut 37 Prozent. Diverse Umfragen bestätigen, dass die Mieter eher auf andere Dinge verzichten wollen um dort leben zu können, wo es Arbeit gibt, Schulen und gut ausgebaute Infrastrukturen.
Die Zahlen des Institutes GEWOS bestätigen die ungebremste Kraft, mit denen sich die Mieten nach oben schrauben, entgegen einiger Meinungen der letzten Monate. Im dritten Quartal 2017 diagnostizierte das Forschungsinstitut eine Steigerung der Angebotsmieten von durchschnittlich 3,6 Prozent. Im Vergleichszeitraum des Jahres 2018 waren es bereits 3,9 Prozentpunkte.
Betrachtet man die Daten für die Millionenstädte Deutschlands wuchsen die Angebotsmieten in 2018 um 6,4 Prozent an, mithin fast 12 Euro pro Quadratmeter. Grundlage waren die Daten einer 80 Quadratmeter große Wohnung mittlerer Ausstattung auf Immobilienscout24.
Welche Konsequenzen folgen aus der Mietpreisentwicklung?
Bereits im vorletzten Jahr und in den ersten sechs Monaten des Jahres 2018 stiegen die Mieten höher als die Inflation, so das Bundesinnenministerium. Der größte Branchendachverband für Immobilien in Deutschland, GdW, eruierte für Bestandsmieten von 2017 bis 2018 eine Steigerung von 1,6 Prozent, mithin unter der Inflation. Doch braucht es Neubauwohnungen. Die Altvertragsmieter bleiben meist in ihren Wohnungen, koste es, was es wolle.
Doch braucht es gerade im mobilen Deutschland Angebotsmieten, die unter der Inflation liegen, damit das Wirtschaftswachstum, gerade beim Konsum, auch nachhaltig steigen kann. Eine Studie der Gesellschaft für Konsumforschung zeigt deutlich, dass die Verbraucher größere Anschaffungen tätigen. Auf Autos und energieeffiziente Häuser wird nicht verzichtet. Doch geht die Sparfreudigkeit der Deutschen klar zurück, seit Jahren. Es fehlt an sicheren und rentablen Anlagen, die für das Alter ein Polster bilden. Und genau dieses Problem wird von der Politik unterschätzt und sich in 10 oder zwanzig Jahren rächen.
Mit anderen Worten: Wenn die Haushalte immer mehr Miete zahlen müssen und gleichzeitig auf große Anschaffungen nicht verzichten wollen, wird sich dies in den Spareinlagen widerspiegeln.
Angebot und Nachfrage nach Wohnraum klaffen zu sehr auseinander, dort wo Arbeit und Universitäten Menschen locken. Das Wunder ist also nicht der Preisanstieg der Angebotsmieten an sich, sondern deren Ausmaß.
Experten rechnen erst 2019 mit einer gewissen Beruhigung, wenn durch weniger Asylsuchende der Druck vom Kessel wenigstens etwas genommen wird.
Zwar rechnet der Mieterbund mit nur geringfügigen Steigerungen der Nebenkosten, ausgenommen von Wohnungen, die mit Öl beheizt werden. Aber die zweite Miete ist mit durchschnittlich 176 Euro, so Zahlen aus 2016, eine feste Größe die mittlerweile sicherlich die 200-Euro-Marke geknackt haben dürfte.
Eine weitere Konsequenz sind steigende Angebotsmieten in der Peripherie der Ballungszentren. Viel Geld wurde in den letzten zehn Jahren in die Anbindung der Umlandregionen der Großstädte investiert und ganze Wohnanlagen sprießten aus dem Boden. Eine schiere Stadtflucht ins nah gelegene Umland setzte ein, was jedoch zu einer zu hohen Nachfrage an Wohnraum im Umland führte. Das hat zur Folge, dass Mobilität bei Pendlern immer wichtiger wird und notwendige Investitionen in den öffentlichen Nahverkehr und Verbindungsstraßen folgen müssten. Doch gerade an dieser Stelle spart sich Deutschland fast zu Grunde.
Doch bei all den Wünschen nach neuem Wohnraum. Können Baubetriebe die Planungen überhaupt erfüllen und was muss geschehen, damit Angebot und Nachfrage wieder in ein volkswirtschaftlich erträgliches Verhältnis zurückkehren? Wir haben selbst nachgefragt und entwickeln im zweiten Teil Perspektiven.
Foto:(c) Mediamodifier/pixabay.com