Der Mietermarkt in Deutschland ächzt unter der Schere zwischen Angebot und Nachfrage. Jüngste Zahlen beweisen, dass die Angebotsmieten auch im kommenden Jahr steigen werden. Wir haben uns mit der Mietpreisentwicklung 2019 auseinandergesetzt und benennen Gründe, warum Vermieter auch zukünftig mit Mehreinnahmen rechnen können. Doch ist das volkswirtschaftlich betrachtet auch gut?
Die Mietpreisentwicklung kennt auch in diesem Jahr nur eine Richtung, nach oben, wie anhand von Daten bereits im ersten Teil nachgewiesen werden konnte. Deutschlandweit wurden in den letzten Jahren unzählige Baugenehmigungen erteilt. Und doch stehen viele Baustellen still und notwendige Neubauprojekte können nicht umgesetzt werden. Woran liegt das und welche Zukunftsszenarien könnten die steigende Nachfrage nach Mietwohnungen auch in den Metropolen reduzieren?
Fehlende Fachkräfte beeinflussen die Mietpreisentwicklung 2019
Da kann der Prozess zur Baugenehmigung durch die Kommunen noch so kurz und schlank gehalten werden. Die Baufirmen bezeichnen den Fachkräftemangel als einen gewichtigen Teil bei der Steigerung von Angebotsmieten.
Wie betrachtet die Bauindustrie die Mietpreisentwicklung?
Eigentlich ist der Wohnungsmangel an sich die Triebfeder dieser Entwicklung. Die Bauindustrie geht davon aus, dass in diesem Jahr fast 320.000 neue Wohnungen entstehen werden. Wer die Notwendigkeit der Politik von 350.000 bis zu 400.000 Wohnungen noch im Kopf hat, kann rechnen. Anfang 2020 werden also 30 bis 80 tausend Mietwohnungen fehlen, nur in einem Jahr. Doch bereits in 2017 errechnete sich ein Fehlbetrag und die Bautätigkeiten hinken den Erwartungen hinterher.
Dabei liegt es nicht an bereits geklärten und durchführbaren Baugenehmigungen, derer es weitaus mehr gibt, als tatsächlich umgesetzt werden können.
Die KfW hatte sich unlängst dazu geäußert und sieht einen Mangel an Handwerkern, gerade bei Sanitär- und Heizungsfachkräften als Teil des Übels. Und wer als Vermieter seinen erprobten Handwerker unlängst beauftrage wollte, kennt die langen Wartezeiten. Und auch wir beleuchteten bereits das Thema Fachkräftemangel in Deutschland.
Aus eigenen Gesprächen mit Baufirmen scheinen auch die Lückenbebauung und Aufstockungen von bestehenden Immobilien an Grenzen zu stoßen. Entweder wehren sich die Anwohner mit Bürgerbegehren und Klagen gegen dringende Verdichtungen in den Metropolen, oder die regionale Politik grätscht mit in die Länge ziehenden Kaufoptionen dazwischen.
Im Resümee, so dröhnt es aus den Kehlen der Baufirmen, führe die Wohnraumknappheit zu Preissteigerungen am Bau. Und diese Zeche zahlen am Ende die Mieter und in der Renditebetrachtung auch die Vermieter.
Ist eine gesunde Umkehr möglich?
Jaja, die Mietpreisbremse. Was für ein tolles Instrument, das uns die Politik da beschert hat. Am Ende wird dies nur zu einer weiteren Erhöhung führen. Nämlich der Erhöhung von Gerichtskosten und einer sich verschlechternden Beziehung zwischen Mieter und Vermieter.
Und das Baukindergeld? Hand aufs Herz, die Wirkung auf den angespannten Wohnungsmarkt, gerade im Mietsegment, dürfte marginal ausfallen.
Der Strom der Zuzügler in die Städte müsste sich eindämmen, vielleicht sogar umkehren. Doch dafür braucht es große Investitionen der Gemeinden, der Länder und des Bundes. Denn dort, wo Menschen Arbeit finden und eine ausreichende Infrastruktur, ziehen sie auch hin.
Doch die Zahlen von Neugründungen in Deutschland, ein Indiz für prosperierende Tendenzen, sprechen eine andere Sprache. Ob High Tech, Dienstleistungssektor oder Baubranche, nur in wenigen Regionen werden neue Firmen gegründet und dies fast ausschließlich in oder am Rande der Großstädte. Und neue Unternehmen versprechen stets auch neue Arbeitsplätze und damit Zuzügler. Halb Deutschland verarmt, infrastrukturell und tatsächlich.
Doch die Rahmenbedingungen, um den Strom der Zuzügler in die Großstädte zu verringern, sind aktuell nicht vorhanden. Ob fehlende Anbindungen des Internets und Telefonie oder marode Straßen, klamme Kassen der Gemeinden oder fehlende Netzwerke für Gewerbetreibende. So lange es in strukturschwachen Regionen keine Lebens- und Wohnalternativen gibt, wird dieser Strom nicht versiegen und sich der Druck auf den Kessel des Mietermarktes nicht verringern.
Man kann es auf einen Nenner bringen: Es fehlt an Investitionen des Staates und nachhaltigen Methoden, die allen Gesellschaftsschichten Perspektiven versprechen. Vor dem Hintergrund globaler Handelskriege, steigender Inflationen, steigender Zinsen und fehlender Fachkräfte werden die Mieten weiter steigen und Verdrängungsprozesse wie Gentrifizierung das Bild Deutschlands verändern. Wir meinen: Der Kampf um das nicht verbriefte Recht des Wohnens hat gerade erst begonnen. Und am Ende sind beide Seiten, Mieter und Vermieter, die Dummen.
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