Die Auswirkungen des Klimawandels werden immer spürbarer und vor allem Städte leiden unter ausgesprochen hohen Temperaturen. Eine aktuelle Studie hat nun herausgefunden, welche Maßnahmen hiergegen helfen und welche wenig effizient sind. Hierbei zeigt sich: In südlicheren Ländern wird schon seit Langem vieles richtig gemacht.
So ging die Studie zum Hitzestau in Städten vor
Die aktuelle Studie wurde von der Forschergruppe um Oskar Brousse vom University College London durchgeführt und im Fachjournal „Geophysical Research Letters“ veröffentlicht. Im Rahmen der Studie wurden am 26. und 27. Juli 2018 – den heißesten bis dahin gemessenen Tagen in London – verschiedene Temperaturwerte gesammelt und in einer Computersimulation ausgewertet. Zu diesem Zweck hat die Forschergruppe mit einem dreidimensionalen Modell die Temperaturverläufe simuliert. Hierbei wurde bis auf einen Kilometer und eine Stunde genau gerechnet. Insgesamt führte das Team 11 Durchgänge durch.
Erkenntnisse zu Hausdächern
Die Studie zeigt deutlich, dass die Farbe und das Material von Hausdächern Auswirkungen auf die Temperaturen haben. Sogenannte „kühle Dächer“ werden mit weißer Farbe bestrichen, verfügen über ein sogenanntes Dünnschichtmaterial oder werden mit hellem Beton oder hellen Metallen gebaut, um einen Hitzestau zu verringern. Die Folge ist, dass die Sonnenstrahlen stark reflektiert werden, wodurch sich die Dächer weniger erhitzen.
Die Ergebnisse, die sich der Studie zufolge damit erzielen ließen, sind beachtlich. An heißen Tagen wäre es durch solche Maßnahmen möglich, die Temperaturen in London um 1,2° C zu senken. In einigen Stadtteilen, in denen die Untersuchung durchgeführt wurde, wären sogar Senkungen um bis zu 2° C möglich. In südlicheren Ländern wird dieser Effekt bereits länger genutzt, indem dort die Wände und Dächer der Häuser weiß gestrichen werden.
Weitere Ansätze sind wenig effizient
Im Rahmen der Studie berücksichtigte die Forschergruppe nicht nur die Farbe und die Materialien der Hausdächer, sondern auch noch weitere Elemente die den Hitzestau verringern können. Diese waren allerdings längst nicht so effizient wie die bereits genannten Maßnahmen. Würden auf sämtlichen Dächern Solarzellen stehen, hätte dies eine Temperatursenkung von lediglich 0,5° C zur Folge. Würden mehr Bäume gepflanzt und Straßengrün genutzt, hätte dies einen Temperaturrückgang von 0,3° C zur Folge. Begrünte Dächer würden tagsüber zu einem Temperaturrückgang um 0,5° C führen, nachts würde aber die Temperatur um dieselbe Gradzahl steigen. Das liegt an der Schwüle, die durch eine höhere Luftfeuchtigkeit entsteht.
Vor- und Nachteile dicht bebauter Städte
Positiv festzuhalten ist, dass Menschen in dich besiedelten Städten weniger CO2 ausstoßen als Bewohner ländlicher Regionen. Das zeigte eine Studie, die von einem Team um Mark Nieuwenhuijsen ausgewertet und im Fachmagazin „The Lancet Planetary Health“ veröffentlicht wurde. Sie treiben die Erderwärmung somit weniger stark voran. Das liegt unter anderem daran, dass hier viele Wege zu Fuß oder mit dem ÖPNV erledigt werden können, sodass kein Auto benötigt wird. Gerade aufgrund des Wohnungsmangels greifen hier Methoden des Micro-Livings, die einen weiteren Vorteil bieten: Kleine Wohnungen in einer Immobilie führen dazu, dass insgesamt weniger geheizt werden muss.
Zusätzlich haben städtische Gebiete oft besser ausgebaute Infrastrukturen für erneuerbare Energien und Energieeffizienzmaßnahmen, was ebenfalls zu einer Reduzierung des CO₂-Ausstoßes beiträgt. Zudem bietet die Nähe zu verschiedenen Dienstleistungen und Arbeitsplätzen den Vorteil, dass die Bewohner weniger Zeit und Energie für Pendelwege aufwenden müssen. Dies führt zu einer insgesamt effizienteren Nutzung von Ressourcen.
Zu den Nachteilen dicht bebauter Städte gehört jedoch, dass sie eine schlechtere Luftqualität besitzen und es in ihnen weniger Grünflächen als auf dem Land gibt. In der Folge sind die Bodenoberflächentemperaturen und die Sterberaten höher. Die hohe Bebauungsdichte kann auch zu Problemen mit der Abfallentsorgung und der Wasserversorgung führen. Im Rahmen verschiedener Maßnahmen wie dem Klimaanpassungsgesetz wird versucht, diesen Nachteilen entgegenzutreten und für angenehmere Temperaturen in urbanen Räumen zu sorgen.
Ein weiterer Ansatz ist die Förderung von Urban Gardening und Dachbegrünungen, die nicht nur die Luftqualität verbessern, sondern auch zur Kühlung der Umgebung beitragen können. Auch das Konzept der „grünen Korridore“, die Parks und Grünflächen miteinander verbinden, wird zunehmend in Stadtplanungen integriert, um die Lebensqualität zu erhöhen. Zudem wird versucht, Regenwasser zu sammeln und dem Wasserkreislauf zuzuführen, um so Überschwemmungen und übermäßige Trockenheit bei starker Hitze zu vermeiden. Innovative Wassermanagementsysteme und grüne Infrastrukturen sollen hierbei helfen, die negativen Auswirkungen der Urbanisierung zu minimieren.