Seit 2000 kanten die Preise für Grundstücke, Häuser und Eigentumswohnungen nur eine Richtung: nach oben. Viel wurde über die drohende Immobilienblase spekuliert. Dann kam Corona. Trotz aller Befürchtungen änderte sich nichts an der Richtung. Müssen Investoren und potenzielle Käufer mit einem weiteren Anstieg der Immobilienpreise im Jahr 2022 rechnen?
Das Statistische Bundesamt erlaubt in seinem Häuserpreisindex einen Blick in die Vergangenheit. Noch im Jahre 2000 lag der Index im Median Deutschlands bei 84,4, im Jahre 2020 bereits bei 138,2. Das täuscht nicht darüber hinweg, dass die Immobilienpreise in begehrten Lagen und den Metropolen der Republik weitaus stärker stiegen.
Die Pandemie, so dachte man, wird den Preis-Run dämpfen. Aber die Nachfrage nach Wohnimmobilien war trotz Corona nachweislich hoch. Die Gründe sind bekannt.
Wie wird sich der Immobilienmarkt in diesem Jahr entwickeln und ist mit einem weiteren Anstieg der Immobilienpreise im Jahr 2022 zu rechnen?
Steigen die Immobilienpreise im Jahr 2022 weiter?
Mit einem Wort: Ja. Beziehungsweise ist aufgrund der kürzlich gemessenen Daten davon auszugehen. Den Beweis tritt der Hauspreisindex von Europace anhand der Datenlage im Segment der Neubauten an. Bereits Ende 2021 stiegen die Immobilienpreise dort enorm. Als Ursache ist sicher der Rohstoffmangel zu benennen und damit steigende Herstellungskosten für Wohnimmobilien. Sämtliche Baumaterialien, wie Beton, Holz und Stahl werden auf die Käufer, die Käufer weitergegeben.
Zusätzlich befeuern Lieferengpässe und Zeitverzögerungen diese Entwicklung. Selbst Sanierungen und einfache Reparaturen haben sich im Jahr 2021 erheblich verteuert.
Laut Europace stiegen die Neubaupreise für Ein- und Zweifamilienhäuser in 2021 um satte 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Vor dem Hintergrund der aktuell wegfallenden Bundesförderungen für energetisch positive Neubauten keine guten Nachrichten für Bauherren und Investoren.
Auch Bestandsimmobilien verzeichneten 2021 einen Preisanstieg
Auch wenn zum Ende des letzten Jahres eine kleine Bremswirkung geschah, stiegen die Preise für Bestandsimmobilien sogar um 15 Prozent im Vergleich zu 2020 und sind damit die Gewinner der Preisrallye.
Gerade in den großen Metropolregionen und deren Peripherien wurden teils die 15 Prozent Preisanstieg geknackt. Die Nachfrage war und ist dort immens und das schlug sich auch und im Besonderen auf den freien Mietmarkt nieder.
Daten des Statistischen Bundesamtes bestätigen Anstieg der Immobilienpreise
Zusätzlich legte das Statistische Bundesamt in seiner Preisstatistik für Immobilien und Baugrundstücke für das dritte Quartal 2021 nach. Demnach stiegen die Preise für Wohnimmobilien im Vergleich zum dritten Quartal 2020 und im Durchschnitt um satte 12 Prozent.
Damit übertraf die Datenlage erneut bisherige Top-Werte und bescheinigt diesem Preisanstieg der höchst gemessene zu sein, seit dem Jahr 2000.
Land oder Stadt – wo war der Preisanstieg für Immobilien höher?
Die ewige Geschichte steigender Preise in den Big-Seven der deutschen Großstädte konnte das Statistische Bundesamt auch diesmal wieder bestätigen. Im Durchschnitt stiegen die Preise in Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt a.M., Stuttgart und Düsseldorf um 14,5 Prozent (drittes Quartale 2021 im Vergleich zu 2020). Darin sind die Daten von Eigentumswohnungen wie auch Ein- und Zweifamilienhäuser zusammengefasst.
Doch Corona und die psychische Gemengelage führte zu einem Run auf Immobilien im ländlichen Bereich. In den eher dünnbesiedelten Region stiegen, aufgrund der hohe Nachfrage, die Immobilienpreise sogar um 15,5 Prozent für denselben Zeitraum an. Und die Ursachen werden mit ziemlicher Sicherheit auch die Tendenzen im Jahr 2022 beeinflussen und so weiter für einen Preisauftrieb sorgen.
Investoren pumpen die Immobilienpreise irrational auf
Es sind nicht die Normalbürger, die Familien mit Kindern, die kleinen Bauherren, die den Preisauftrieb zu verantworten haben. Dank Investoren und deren Kapital scheint sich ein irrationaler Preisanstieg, zumindest regional, zu verfestigen. Diese Ansicht teilt unter anderem das DIW, das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung.
Im Dezember 2021 veröffentlichte das Institut die Ergebnisse einer breit angelegte Studie. In dieser wurden 114 Städten mit einer Einwohnerzahl von mehr als 50.000 zum Thema Preisentwicklung betrachtet.
Das DIW vermutet, dass die Steigerungen nicht allein durch den Niedrigzins und die Mietpreisentwicklung zu erklären sei. Mit anderen Worten: Die Immobilie wird zunehmend zum Spekulationsobjekt und koppelt sich in seinen Preisen von den real existierenden Werten ab.
In viele Regionen Deutschlands, so das DIW, passen sich die Immobilienpreise längst nicht mehr an die Haushaltseinkommen und die Mietpreise an. Im Kern geht es also nur um den reinen Verkaufserlös als Kalkül und nicht mehr die Frage, welche Rendite sich durch die Mieteinnahmen kalkulieren ließe.
Doch die Frage nach einer flächendeckenden Immobilienbase wurde vom DIW unlängst verneint. Sicher kann es in den Metropolen zu Preiskorrekturen kommen. Doch der sichere Mechanismus der langfristigen Kreditvergaben in Deutschland verringern das Risiko einer tiefgreifenden Schwächung des Immobilienmarktes.