Gelsenkirchen – wer kennt sie nicht – eine Stadt, die nach dem Zweiten Weltkrieg stark von der Schwerindustrie und dem Kohlebergbau geprägt wurde. Heute wandelt sich das Gesicht der Stadt jedoch und neue Branchen und Serviceanbieter fassen dort Fuß. Dennoch hat Gelsenkirchen mit einer sinkenden Bevölkerungszahl, niedrigen Einkommen, Wohnungsnot und weiteren Problemen zu kämpfen. Durch Maßnahmen wie das Handlungskonzept Wohnen und diverse Bauprojekte wird diesen Schwierigkeiten begegnet.
Mieter, Vermieter und Hausverwaltungen, die Näheres über den Immobilien- und Wohnungsmarkt in Gelsenkirchen erfahren möchten, haben eine Vielzahl von Quellen zur Hand: Hierzu gehören unter anderem der Wohnungsmarktbericht, der Mietspiegel und das Handlungskonzept Wohnen. Wie zu Städten wie Essen, Dortmund, oder Bochum geben solche Quellen einen guten Eindruck von der Entwicklung der Bevölkerungszahl, den Mietpreisen sowie den Immobilienpreisen im sogenannten Ruhrpott. Der folgende Beitrag stellt einige der wichtigsten Fakten aus diesen Quellen vor und gibt somit einen ersten Überblick über die aktuelle wirtschaftliche Lage und den Wohnungsmarkt in Gelsenkirchen.
Die wichtigsten Fakten zu Einwohnern und Wirtschaft von Gelsenkirchen
Gelsenkirchen ist eine lebenswerte Stadt im Ruhrgebiet, die eine bewegte Geschichte als Industriestadt hinter sich hat. Die Einwohnerzahl ist relativ konstant, tendenziell aber rückläufig. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden viele Fachkräfte angeworben und gezielt nach Gelsenkirchen gelockt, um den wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt voranzubringen. 1959 wurde dann die bisher höchste Einwohnerzahl von 391.745 erreicht, danach ging die Einwohnerzahl zurück, bis sie 2011 ihren niedrigsten Wert seit dem Zweiten Weltkrieg mit 256.652 Einwohnern erreichte. 2020 lebten dann wieder 259.105 Einwohner in der Stadt.
Bis heute spielt die Industrie, die Gelsenkirchen nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgreich gemacht hat, eine wichtige Rolle in der Stadt. Entsprechend sind verschiedene Unternehmen wie Uniper, Roller, die August Friedberg GmbH und einige mehr vor Ort ansässig und auch der FC Schalke 04 stammt von dort. Die Entwicklung geht weg von der Schwerindustrie und dem Kohlebergbau hin zu Zukunftstechnologien wie Solaranlagen. Gleichzeitig wird der Dienstleistungssektor immer weiter ausgebaut. Trotz der verschiedenen der Zukunft zugewandten Entwicklungen ist Gelsenkirchen nach wie vor die „Hauptstadt der Geringverdiener“, wobei das Durchschnittseinkommen vor Ort 2021 bei 17.635 Euro lag und das verfügbare Einkommen bei durchschnittlich 18.886 Euro.
So entwickeln sich die Mietpreise vor Ort
Wer 2024 eine Wohnung in Gelsenkirchen mieten wollte, musste mit durchschnittlichen Kosten von 7,82 € pro Quadratmeter rechnen. Das entspricht einem Anstieg von rund 2,30 € innerhalb der letzten sieben Jahre. Hierbei ist die Mietpreisentwicklung nicht einheitlich. Während die Preise 2019 noch um 10,7% anstiegen, blieben sie in den Jahren der Corona-Pandemie 2020 und 2021 konstant beziehungsweise gingen um 3,01% nach unten. Seit 2022 steigen die Mietpreise wieder an. 2023 lag der Anstieg bei 12,72% und 2024 bei 8,91%.
Der Anstieg der Mietpreise betrifft alle Wohngrößen, wobei die Wohnungen im Bereich von 50-79 Quadratmeter am wenigsten angestiegen sind. Hier kostete der Quadratmeter 2016 noch durchschnittlich 5,46 € und 2024 7,59 €. Bei Wohnungen im Bereich 30-49 Quadratmeter stiegen die Preise von 5,79 € in 2016 auf 8,35 € in 2024. Bei Wohnungen der Größe 80-99 Quadratmeter ist ein Anstieg von 5,51 € in 2016 auf 8,50 € in 2024 zu verzeichnen.
Die Anstiege sind nicht auf Mietwohnungen beschränkt, sondern betreffen auch Einfamilienhäuser, allerdings entsprechen die Entwicklungen und Preissteigerungen denen von Mietwohnungen weitestgehend. Im Vergleich der einzelnen Stadtteile sind die Mietpreise relativ ausgewogen. Am günstigsten wohnt es sich mit 6,14 € pro Quadratmetern in Schalke und Schalke Nord, die höchsten Mietpreise werden mit 6,82 € beziehungsweise 6,91 € in Feldmark und Buer verlangt.
Die Immobilienpreise bleiben recht stabil
Die Immobilienpreise in Gelsenkirchen variieren stark, abhängig davon, in welchem Stadtteil sich das jeweilige Gebäude befindet. Die Bandbreite reicht von 2.452 € bis 4.826 € pro Quadratmeter. Dabei sind die Immobilienpreise sind in den letzten Jahren stark angestiegen und erreichten ihren bisherigen Höhepunkt im dritten Quartal 2022. Seither sind sie wieder gesunken und haben sich nun auf einem relativ gleichmäßigen Level eingependelt.
Die höchsten Immobilienpreise werden in den Stadtteilen Erle und Buer erzielt. Hier kosten Immobilien durchschnittlich 3.028 bis 3.219 € pro Quadratmeter. Vergleichsweise günstig kommt man demgegenüber in Neustadt, Bulmke-Hüllen und Ückendorf an eine Immobilie. Hier liegen die Preise bei 2.600, 2.623 und 2.683 € pro Quadratmeter.
Bauvorhaben in Gelsenkirchen
Der Stadtrat von Gelsenkirchen hat sich im April 2020 mit dem Handlungskonzept Wohnen ehrgeizige Ziele gesteckt. Unter anderem geht es darum, die Wohnraumsituation für die Menschen in Gelsenkirchen zu verbessern. Das bedeutet, neue Wohnungen zu bauen, bestehende Wohnungen zu sanieren, die Infrastruktur zu verbessern, Parkanlagen zu errichten und auszuweiten und vieles mehr. Die einzelnen Maßnahmen werden nicht separat betrachtet, sondern greifen ineinander.
Der Neubau ist bei diesem Konzept nur einer von verschiedenen Ansätzen. Insbesondere geht es darum, den Wohnungsbestand zu verbessern, sodass er beispielsweise modernen Umweltstandards genügt und den Bewohnern eine größtmögliche Lebensqualität ermöglicht. Zu den Maßnahmen, die die Stadt ergreift, gehört beispielsweise die Erweiterung des Wohnparks am Goldberg. Hier werden unter anderem sechs Mehrfamilienhäuser mit 107 Wohnungen errichtet, die eine Größe von 60-100 Quadratmeter mit Terrasse und Balkon haben.
Ebenfalls ausgebaut wird das Wohngebiet östlich der Kanalstraße. Diese Region ist wegen des sogenannten Grünzugs ausgesprochen beliebt. Aktuell wird der Bebauungsplan aufgestellt und die Öffentlichkeitzur einer Beteiligung am Entstehungsprozess eingeladen. Weitere Baumaßnahmen sind für die neue Zeche Westerholt, das Quartier Holland am Radschnellweg, die Weiterentwicklung des Arena Parks, die Revitalisierung der Bochumer Straße und viele weitere Bereiche geplant.