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Das Aussterben der (bekannten) Innenstädte

Nicht nur zur Weihnachtszeit sind einige Innenstädte wie Nürnberg ein Magnet

Inhalt:

Seit Jahren wird nun schon das Aussterben der deutschen Innenstädte vorhergesagt. Und tatsächlich sind die Anziehungs- und Wirtschaftskraft vieler großer und kleinerer Städte zurückgegangen. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Noch ist allerdings nicht alle Hoffnung verloren, das Aussterben der Innenstädte noch aufhalten zu können. Hierfür ist es aber notwendig, ganz neue Konzepte für die Innenstädte zu entwickeln, Fördermittel bereitzustellen und Kooperationen zwischen unterschiedlichen kulturellen und wirtschaftlichen Gruppen zu organisieren.

Die deutschen Innenstädte sind großen Wandlungsprozessen unterworfen. Das liegt unter anderem an der Digitalisierung, aber auch an den neuen Erwartungen und Wünschen der Bewohner. Es gibt zahlreiche Warnsignale, die auf ein Aussterben der Innenstädte hinweisen könnten. Allerdings gibt es in vielen Bereichen noch Hoffnung. So kann man durch richtige Strategien und die Berücksichtigung der Zielgruppe viel tun, um die Innenstädte am Leben zu halten. Welche das sind und wie man die bestehenden Probleme in den Griff bekommen kann, veranschaulicht dieser Artikel.

Der Niedergang der großen Warenhäuser

Sie waren einst die Kundenmagneten der Innenstädte schlechthin, nun verkommen sie mehr und mehr: die großen Warenhäuser. Gründe hierfür gibt es viele. Unter anderem stellt die Erfolgsgeschichte der Digitalisierung ein großes Problem für die klassischen Kaufhäuser dar. Diese banden früher 6% der gesamten Kaufkraft, heute sind es lediglich 1,5%. Das betrifft Vollsortimenter wie Karstadt und Hertie ebenso wie spezialisierte Firmen wie H&M oder Media Markt. Nur wer eine Multi-Channel-Strategie verfolgt, hat noch Chancen, mit stationären Ladengeschäften zu bestehen.

Ein weiterer großer Grund dafür, dass sich klassische Warenhäuser so großen Schwierigkeiten gegenübersehen, ist, dass sie in den letzten Jahren und Jahrzehnten zu wenig in die Zukunft investiert haben. Zahlreiche Trends und Entwicklungen wurden verschlafen, sodass jetzt vieles auf einen Schlag nachgeholt werden muss. Das ist angesichts einer zunehmenden Konkurrenz allerdings äußerst schwer und bindet viele wichtige Finanzmittel.

Nicht zuletzt hat die Corona-Pandemie mit ihren Lockdowns den Niedergang der Warenhäuser und damit der Innenstädte beschleunigt. Die Menschen hatten keine Möglichkeit mehr, einkaufen zu gehen, und haben sich stattdessen digitalen Alternativen zugewendet. Heutzutage sind wieder viele Menschen in den Innenstädten anzutreffen, der Konsum findet allerdings nach wie vor im Internet statt.

Warnsignale für Innenstädte

Es gibt einige Warnsignale, die darauf hinweisen, dass das Aussterben der Innenstädte rasant voranschreitet. Hierzu gehört insbesondere, wenn sich Unternehmen wie Ein-Euro-Shops oder Spielhallen in den ehemaligen Warenhäusern einmieten. Diese Entwicklung wird als „Downtrading“ bezeichnet. Es gibt somit deutlich weniger Vielfalt in den Innenstädten und die Mieter sind qualitativ weniger hochwertig als zuvor.

All dies ist ein Zeichen dafür, dass die Innenstädte für die Zielgruppe weniger interessant sind. Die Folge ist, dass Immobilienbesitzer große Schwierigkeiten haben, interessante Mieter zu finden. Hierdurch fühlen sich Kunden noch weniger angesprochen, in die Innenstädte zu kommen. Dieser Teufelskreis führt zu einem immer größeren Leerstand und im schlimmsten Fall zu einem Aussterben der Innenstädte.

Menschen haben neue Ansprüche an Innenstädte

Eine weitere Herausforderung, der sich die deutschen Innenstädte stellen müssen, ist die veränderte Erwartungshaltung der Zielgruppe. Es ist längst nicht so, dass die Bewohner von Städten kein Interesse mehr daran hätten, in den Innenstädten zu flanieren und unterwegs zu sein. Sie möchten nach wie vor einen Ort, an dem sie sich aufhalten, sich wohlfühlen und eine gute Zeit verbringen können. Lediglich einkaufen wollen sie dort nicht mehr.

All dies bietet den Innenstädten grundsätzlich eine Chance, sich weiterzuentwickeln und neue Möglichkeiten zu nutzen. Sie müssten sich in Orte verwandeln, die eine hohe Qualität während des Aufenthalts bieten und dazu einladen, sich zu begegnen, sich auszutauschen und gemeinsam eine großartige Zeit zu verbringen. Das ist beispielsweise über Angebote wie Konzerte, Straßentheater, Spiele oder Sportveranstaltungen möglich.

Die Kommunen engagieren sich stark gegen das Aussterben der Innenstädte

Für die Kommunen bedeutet die aktuelle Entwicklung, dass sie sich stark verändern und aktiv werden müssen. Einerseits besteht ein großer Bedarf an Kapital, um Investitionen tätigen und Wandlungsprozesse in den Innenstädten vollziehen zu können. Auf der anderen Seite gibt es immer weniger Einzelhandelsunternehmen in den Innenstädten, über die Geld in die Stadtkasse gespült werden könnte. Somit müssen Möglichkeiten gefunden werden, um die Innenstädte als Ort der Begegnung und der Kultur zu erhalten und zu finanzieren, weil diese die Identität und das Lebensgefühl einer Stadt erheblich prägen.

Den Städten und Kommunen ist bewusst, dass sie aktiv werden müssen. Es gibt immer mehr Strategien und Konzepte, um dem Niedergang und dem Leerstand der Innenstädte entgegenzuwirken und ihr Aussterben zu verhindern. Diese sind allerdings nur eingeschränkt umsetzbar, da viele Grundstücke und Immobilien Großinvestoren gehören. Die Städte haben somit nur begrenzt Einfluss darauf, wie die Innenstädte aussehen und sich entwickeln.

Hinweis: Aus diesem Grund ist es wichtig, dass die Städte und Kommunen nicht versuchen, das Problem der aussterbenden Innenstädte allein in den Griff zu bekommen. Vielmehr sollten sie sich darum bemühen, mit Geschäftsleuten und Eigentümern ins Gespräch zu kommen, um Synergieeffekte nutzbar zu machen und die Innenstädte zu retten.

Ein weiterer Ansatz, um das Aussterben der Innenstädte zu verhindern, ist eine sogenannte Start-up-Kultur. Die Innenstädte müssen weg von dem Gedanken, möglichst viel Konsum bieten zu können, und stattdessen in neue Geschäftsideen investieren. Die einzelnen Gebäude könnten für eine Zwischennutzung kreativen Menschen bereitgestellt werden und auch der Umbau von Bibliotheken zu Medienzentren ist ausgesprochen wichtig. Dann ist es zwar nicht mehr möglich, besonders hohe Renditen in den Innenstädten zu erwirtschaften, sie bleiben aber ein wichtiger Bestandteil der einzelnen Regionen und prägen deren Identität und Attraktivität spürbar mit.

Es gibt verschiedene Beispiele für eine erfolgreiche Wiederbelebung von Innenstädten

Ein Positivbeispiel für eine Neuausrichtung der Innenstädte ist das Core in Oldenburg. Hier wurde ein ehemaliges Warenhaus in eine Begegnungsstätte umgewandelt, die sich unter anderem durch Gastronomie und Veranstaltungsräume auszeichnet. Auch Bioläden und Coworking Spaces sind hier anzutreffen und prägen die Atmosphäre.

Ebenfalls attraktiv ist der Boulevard Lu in Mainz. Hier ist ein Investor tätig geworden und hat ein Mischkonzept realisiert, von dem die ganze Region profitiert. Unter anderem ist es hier möglich, eine Aussichtsplattform kostenlos zu besuchen und sich in Probierwerkstätten an unterschiedlichen Handwerksberufen zu probieren. Und auch in der City von Leipzig scheinen die Stadtvorderen auf einem guten Wege.

Letztlich sind nur die Innenstädte weiterhin interessant, die auch viel Kultur oder typische Altstädte bieten, wie Nürnberg zum Beispiel. Hier ist es seit langem gelungen, moderne Geschäfte in die typische Altstadt unter der Burg innovativ zu integrieren.

Weitere Nutzungsmöglichkeiten von Innenstädten

Es gibt noch viele weitere Möglichkeiten, um das Aussterben der Innenstädte zu verhindern. Unter anderem kann man Eventspaces und Begegnungsstätten entwickeln und interessante Einzelprojekte umsetzen, die eine hohe Anziehungskraft besitzen. Hierbei ist es wichtig, nicht alles immer komplett neu machen zu wollen. Stattdessen geht es darum, die bestehenden Immobilien und Räume neuen Verwendungszwecken zuzuführen. Das ist gerade im Namen des Klimaschutzes besonders wichtig.

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, leerstehende Gewerbeimmobilien umzuwidmen, sodass diese als Wohnraum genutzt werden könnten. Hier müssten allerdings zahlreiche Umbaumaßnahmen durchgeführt werden, die wiederum mit Kosten verbunden sind. Allerdings zeigt ein Musterbeispiel in Lünen, dass man ehemalige Warenhäuser auch in günstige Wohnungen umwandeln kann.

Fazit

Das Aussterben der Innenstädte ist keine ausgemachte Sache. Im Gegenteil gibt es viele Strategien und Möglichkeiten, um der aktuellen Entwicklung entgegenzuwirken und die Innenstädte neuen Funktionen zuzuführen. Das ist allerdings nicht immer und überall möglich. Orte mit gerade einmal 5.000 Einwohnern werden es schwer haben, solche großen Wandlungsprozesse zu durchlaufen. Bei Städten ab 20.000 Einwohnern kann es allerdings gelingen, die Innenstädte in Marktzentren zu verwandeln, die bei den Menschen vor Ort hervorragend ankommen. Hierfür ist es jedoch nötig, Fördermittel für ganz unterschiedliche Programme bereitzustellen und Kooperationen zwischen kulturellen und gewerblichen Gruppen zu organisieren.

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