Druck auf den Brandenburger Wohnungsmarkt wächst

Immobilienmarkt brandenburg

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In Berlin steigen die Mieten wie in keiner anderen Großstadt. Umso mehr Menschen fliehen in die Umlandregion, nach Brandenburg. Ergo erhöht sich dort der Druck am Wohnungsmarkt und auch, weil Sozialbauwohnungen fehlen. In den äußeren Regionen Brandenburgs herrscht hingegen teils erschreckender Leerstand und Investitionen sind notwendig.

Immobilienmarkt brandenburg
Immobilienmarkt Entwicklung brandenburg | Foto: (c) reverent/pixabay.com

Das Bundesland Brandenburg ist ein wohnungsmarktpolitisch geteiltes Land. In der nahen Peripherie Berlins, vor allem in Potsdam, ist die Wohnungsnot groß und die Neubauzahlen können der steigenden Nachfrage nicht entsprechen.

Auf der anderen Seite kämpfen viele Regionen Brandenburgs mit hohen Leerstandzahlen und einem Preisverfall bei Immobilien. Wie passt das zusammen und wo könnten die Lösungen liegen?

Der Druck am Wohnungsmarkt in Berlin ist in Brandenburg spürbar

In der Hauptstadt leben etwas über 3,6 Millionen Menschen und jedes Jahr wächst Berlin um „bereinigte“ 20.000 Zuzügler. In der gesamten Metropolregion wohnen circa 4,5 Millionen Menschen, die Städte und Gemeinden der nahen Umlandregion inklusive.

Vor allem die Stadt Potsdam und der Landkreis Potsdam-Mittelmark, aber auch die Landkreise Teltow-Fläming, Havelland und Oberhavel stehen bei den genervten Wohnraumsuchenden auf dem Zettel. Die steigenden Immobilienpreise und Mieten stehen Beweis und Begründung für die Entwicklung.

Letztlich ist es der Druck des Berliner Wohnungsmarktes, den das Bundesland Brandenburg verstärkt spürt. Das Schlimme daran ist, dass es viel zu wenig Wohnraum gibt, dort, wo vornehmlich Familien ein neues Zuhause suchen.

Bauland in der Nahen Peripherie ist Mangelware und gleichzeitig kämpfen Berlin-ferne Regionen mit einem hohen Leerstand und ganze Wohnsiedlungen werden abgerissen. Ein genauer Blick lohnt.

Umland von Berlin leidet unter Wohnungsmangel

Gerade kurz vor der Landtagswahl in Brandenburg wird das Thema Wohnraum heiß diskutiert. In den bevölkerungsstarken Umlandregionen Berlins, vor allem in Potsdam und den südlich bis westlich gelegenen Landkreisen, wird Bauland knapp und Wohnraum teuer.

Die aktuellen Zahlen des Verbands Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen, kurz BBU, deren Mitglieder landesweit immerhin 400.000 Wohnungen verwalten, verdeutlichen die Misere.

Demnach kämpfen Berlin-nahe Regionen mit Leerstandsquoten von mittlerweile 2,4 Prozent. Wohnungsmarktpolitisch gelten drei Prozent als „normal“. Und wer in Wildau oder Bernau eine Mietwohnung ergattern will, stößt auf null Leerstand.

Und schaut man sich die Durchschnittsmieten in Potsdam von 5,84 Euro pro Quadratmeter an, ist es nicht mehr weit bis zu den 6,72 Euro Durchschnittsmiete in Berlin. Doch der Schein trügt. Denn wer in Potsdam umziehen will oder muss, findet nur teureren Wohnraum oder muss sich verkleinern.

Fehlender Sozialer Wohnungsbau in Berlin-nahem Umland

Als in den ersten 10 Jahren nach dem Mauerfall tausende Sozialbauwohnungen neu errichtet wurden, war die Welt noch in Ordnung. Nun fallen aber viele aus der öffentlichen Förderung heraus, da die Kredite nach 20 bis 30 Jahren auslaufen.

Auch hier erschrecken die Zahlen des brandenburgischen Finanzministeriums. Im Jahr 2004 gab es mit über 110.000 Sozialwohnungen noch ausreichend Wohnraum für finanziell schwächere Haushalte. Im Jahre 2017 aber waren es nur noch etwas über 40.000 Mietwohnungen und für 2021 prognostiziert man kaum mehr als 20.000 Wohnungen.

Meinung: Kritik an den Landesregierungen Brandenburgs ist angebracht. Letztlich stellte man die Förderprogramme nach dem Bauboom ein, es waren ja ausreichend viele vorhanden, damals. Aber neue und der Situation angepasste Programme wurden seit 10 Jahren nicht mehr aufgelegt und so kann der soziale Wohnungsbau in Brandenburg den Druck aus der Hauptstadt nicht abfedern.

Weit ab von Berlin herrscht erschreckender Leerstand

Fährt man durch die weiter von Berlin entfernten Landkreise und Gemeinden staunt man in Zeiten des Wohnungsmangels über den Abriss ganzer Wohnviertel. Oft sind es alte Bestandsbauten aus DDR-Zeiten, über die sich jedoch einige Hot-Spot-Regionen durchaus freuen würden.

Auch wenn in Brandenburg seit dem Jahre 2002 gut 60.000 Wohnungen der Abrissbirne anheimfielen, steht in den äußeren Regionen jede zehnte Mietwohnung leer und in den Landkreisen Prignitz und Spree-Neiße sogar jede fünfte. Getoppt wird die Misere nur von Kleinstädten wie Forst und Lauchhammer, wo bereits jede dritte Mietwohnung keinen Bewohner aufweist.

Die Kritik und Lösungen für den Wohnungsmarkt in Brandenburg

Sicher, alle Parteien, die in den brandenburgischen Landtag wollen, haben DIE Lösung. Fakt ist aber, dass im Jahre 2018 in ganz Brandenburg nur 357 Sozialwohnungen gebaut wurden, alle in Potsdam.

Dabei wurden die bereitstehenden Mittel für den sozialen Wohnungsbau nicht mal abgerufen. Im Kern scheint es eben nicht interessant zu sein in den geförderten und preisgebundenen Wohnungsmarkt zu investieren, wenn es am freien Wohnungsmarkt mehr Rendite gibt.

Meinung: Die Kritik an fehlenden Programmen zur Wiederaufnahme des sozialen Wohnungsbaus in Brandenburg ist richtig. Eine intensive strategische Zusammenarbeit mit Investoren aber auch eine stärkere Ausweisung von Bauland ist dringend erforderlich.

Die Lösungsansätze dieses wohnungsmarktpolitisch geteilten Bundeslandes sind different. SPD und Linke wollen eine eigens zu gründende Landeswohnungsbaugesellschaft gründen, gemeinsam mit Berlin und dann den sozialen Wohnungsbau immens ankurbeln.

Die CDU hingegen will den Landesentwicklungsplan mit Berlin aufkündigen und zuziehenden Familien das Bauen durch den Wegfall von Restriktionen der Gemeinden erleichtern.

Die Antwort auf die Frage, wie man mit den teils verwaisten und infrastrukturell abgehängten Regionen umgehen will, bleibt zumindest sehr vage, bei allen Parteien.

Meinung: Es ist fraglich, ob sich die Brandenburger Politik vollends von der in Berlin abkapseln sollte. Letztlich braucht es eine wohnungsmarktpolitische Einheit, um sich gemeinsam den Herausforderungen am Immobilienmarkt zu stellen. Auch wenn es zwei Bundesländer sind und bleiben, die „Nähe“ ist nicht nur geografisch vorhanden. Ein gemeinsames Auftreten auf Bundesratsebene und das Fordern von Subventionen durch den Bund, könnte den Druck mindern, bei Berlinern und Brandenburgern.

Foto: (c) reverent/pixabay.com

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