Wohnungsmarkt: Baugenehmigungen für Wohnungen steigen um 30 Prozent

Wohnungsmarkt verzeichnet 30 Prozent mehr Baugenehmigungen im Juli 2025

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Nach Monaten des Stillstands bewegt sich endlich etwas im Wohnungsbau: Die Zahl der genehmigten Wohnungen ist ordentlich angestiegen. Doch reicht dieser Aufwärtstrend wirklich aus, um die angespannte Lage am Wohnungsmarkt zu entspannen – oder bleibt die Hoffnung auf mehr Wohnraum nur ein Strohfeuer?

Deutschland kämpft seit Jahren mit einer Wohnungsnot, besonders in den Metropolen. Hohe Mieten und ein Mangel an bezahlbaren Wohnungen stellen viele Menschen vor große Herausforderungen. Städte wie Berlin und viele Mittelstädte haben mit enormen Mietpreiserhöhungen zu kämpfen. Nun deuten die jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamts erstmals wieder auf eine mögliche Trendwende hin. Im Juli 2025 wurden deutlich mehr Bauvorhaben genehmigt als im Jahr zuvor, was Politik und Fachwelt gleichermaßen aufhorchen lässt. Doch ob dieser Anstieg bereits den Beginn einer nachhaltigen Erholung signalisiert, bleibt umstritten. Hier erfahren Sie, was der neueste Anstieg wirklich bedeutet.

Angespannter Wohnungsmarkt in den Metropolen

In den großen Städten Deutschlands fehlt nach wie vor eine enorme Zahl an bezahlbaren Wohnungen. Hunderttausende Menschen suchen nach geeignetem Wohnraum, während die Mietpreise ungebremst steigen. Vor diesem Hintergrund sorgt die jüngste Entwicklung bei den Baugenehmigungen für eine gewisse Hoffnung. Die aktuellen Zahlen deuten zumindest auf eine leichte Entlastung hin. Dennoch betonte Bundesbauministerin Verena Hubertz, dass noch deutlich mehr Anstrengungen nötig seien, um den Markt langfristig zu stabilisieren.

Deutlicher Anstieg im Juli

Nach Angaben des Statistischen Bundesamts ist die Zahl der Baugenehmigungen zu Beginn der zweiten Jahreshälfte überraschend stark gestiegen. Allein im Juli wurden 22.100 neue Wohnungen genehmigt. Das entspricht einem Zuwachs von rund 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, also etwa 5100 zusätzlichen Genehmigungen. Die Statistik zeigt allerdings auch, dass der Juli 2024 den niedrigsten Wert seit dem Jahr 2009 verzeichnet hat. Die Branche war damals massiv unter Druck geraten: gestiegene Zinsen und hohe Kosten für Baumaterialien hatten den zuvor lang anhaltenden Bauboom abrupt beendet. Schon in den Monaten vor der aktuellen Auswertung hatten Fachleute jedoch auf eine Trendwende hingewiesen.

Hoffnung auf ein Ende der Krise am Wohnungsmarkt

Bauministerin Hubertz äußerte sich optimistisch und erklärte, dass der Wohnungsbau wieder an Fahrt aufnehme. Ihrer Ansicht nach finde die Branche neuen Mut und schöpft verstärkt Vertrauen in eine Verbesserung der Lage. Auch Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), sah Anzeichen dafür, dass das Ende der Baukrise erkennbar sei. Zugleich wies er darauf hin, dass die aktuelle Situation trotz des positiven Signals weiterhin schwierig bleibe.

Bilanz der ersten sieben Monate

Von Januar bis Juli 2025 summierte sich die Zahl der genehmigten Wohnungen auf 131.800. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bedeutet dies einen Anstieg um 6,6 Prozent oder 8200 Einheiten. Dullien machte allerdings deutlich, dass dieses Plus noch nicht ausreiche, um den angespannten Wohnungsmarkt entscheidend zu entlasten. Nach seiner Einschätzung sei die Bautätigkeit zu schwach, um eine spürbare Wende zu bewirken. Für das Gesamtjahr rechnet er mit weniger als 250.000 genehmigten Wohnungen, während eigentlich rund 320.000 notwendig wären. Zum Vergleich: Mehr als 300.000 neue Wohnungen wurden in Deutschland zuletzt im Jahr 2020 fertiggestellt.

Verfehlte Ziele der Bundesregierung

Die Ampelkoalition hatte in ihrem Koalitionsvertrag den Bau von jährlich 400.000 neuen Wohnungen als Ziel ausgegeben. Dieses ambitionierte Vorhaben konnte für den Wohnungsmarkt bisher jedoch nicht umgesetzt werden. Schon in den Jahren 2022 und 2023 war deutlich geworden, dass die angestrebte Zahl in weiter Ferne lag. Steigende Baukosten, Fachkräftemangel sowie die hohen Finanzierungskosten führten dazu, dass viele geplante Projekte auf Eis gelegt oder ganz gestrichen wurden.

Die Diskrepanz zwischen Bedarf und tatsächlicher Bautätigkeit bleibt also erheblich. Während Experten davon ausgehen, dass Deutschland mindestens 320.000 neue Wohnungen pro Jahr benötigt, um den Markt spürbar zu entspannen, wird diese Marke seit Jahren klar verfehlt. Der Rückstand hat sich inzwischen zu einem strukturellen Defizit aufgebaut: Jährlich wächst die Lücke zwischen Nachfrage und Angebot weiter, wodurch der Druck auf die Mieten in den Ballungszentren noch zunimmt. Kritiker werfen der Regierung vor, zu lange an überhöhten Zielzahlen festgehalten zu haben, ohne die realen Rahmenbedingungen ausreichend zu berücksichtigen. Gleichzeitig betont die Politik, dass an den Zielen festgehalten werde, auch wenn deren Erreichung kurzfristig unrealistisch erscheine.

Entwicklung bei unterschiedlichen Gebäudetypen

Die aktuelle Statistik zeigt deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Bauarten. So stieg die Zahl der genehmigten Einfamilienhäuser in den ersten sieben Monaten um 15 Prozent auf 25.400. Bei den Zweifamilienhäusern hingegen ging die Zahl zurück: Hier wurden lediglich 7100 neue Einheiten bewilligt, was einem Minus von 6,6 Prozent entspricht. Im Segment der Mehrfamilienhäuser, das zahlenmäßig die größte Bedeutung hat, wurden 69.300 Wohnungen genehmigt. Dies bedeutete einen Anstieg um 5,6 Prozent.

Kritik des Deutschen Mieterbundes

Der Deutsche Mieterbund (DMB) wies erneut darauf hin, dass weiterhin Hunderttausende bezahlbare Wohnungen am Wohnungsmarkt fehlten. DMB-Präsidentin Melanie Weber-Moritz betonte, dass die Angebotsmieten Rekordhöhen erreicht hätten und stetig weiter stiegen. Seit dem Jahr 2010 seien die Nettokaltmieten um 64 Prozent gestiegen, durchschnittlich also um etwa 4,5 Prozent pro Jahr. Dieser Anstieg übersteige sowohl die allgemeine Inflation als auch die durchschnittliche Lohnentwicklung in demselben Zeitraum deutlich.

Bau-Turbo als politisches Instrument

Um dem angespannten Wohnungsmarkt entgegenzuwirken, setzt die Bundesregierung auf den sogenannten Bau-Turbo. Dieses Konzept sieht vor, dass Kommunen Genehmigungsverfahren beschleunigen können, indem sie von bestehenden Bebauungsplänen abweichen. Auf diese Weise soll es einfacher werden, Nachverdichtungen vorzunehmen, Gebäude aufzustocken oder Neubauten zügiger umzusetzen. Bauministerin Hubertz zeigte sich überzeugt, dass diese Maßnahmen mittel- und langfristig dazu beitragen würden, den Wohnungsbau zu stabilisieren. Ihrer Einschätzung nach könne so Schritt für Schritt mehr bezahlbarer Wohnraum entstehen, was eine spürbare Entlastung für viele Menschen bringen solle.

Hintergrund: Faktoren hinter dem Bauaufschwung

Experten führen den jüngsten Anstieg der Baugenehmigungen auf ein Zusammenspiel verschiedener Entwicklungen zurück. Zwar sind die Bauzinsen im Vergleich zu den Höchstständen der Jahre 2022 und 2023 noch immer hoch, doch haben sich die Finanzierungsbedingungen etwas stabilisiert. Viele Investoren und Bauherren nutzen diese Phase, um neue Projekte anzustoßen, in der Hoffnung auf eine weitere Zinssenkung in den kommenden Monaten.

Auch die Preise für Baumaterialien zeigen erste Anzeichen einer Normalisierung. Während Holz, Stahl und Dämmstoffe während der Pandemie und in der Energiekrise massive Preissprünge erlebten, haben sich die Lieferketten inzwischen etwas entspannt. Manche Materialien sind wieder besser verfügbar, was die Kalkulation neuer Bauvorhaben erleichtert.

Darüber hinaus spielt auch die politische Unterstützung eine Rolle. Förderprogramme für energieeffizientes Bauen sowie steuerliche Anreize tragen dazu bei, dass Bauherren wieder mehr Zuversicht gewinnen. Dennoch bleibt der Weg zu einem tatsächlich entspannteren Wohnungsmarkt lang – denn zwischen einer Genehmigung und der tatsächlichen Fertigstellung einer Wohnung vergehen im Durchschnitt mehrere Jahre.

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